„Wie stehst Du eigentlich zu den Rassismus Demonstrationen, Mami?“ Es ist 1 Uhr nachts und die Stimme gehört meiner Tochter. Wie kommt sie um diese Zeit auf diese Frage?
Egal wie: es scheint sie zu beschäftigen und ich versuche, trotz meines extrem hohen Müdigkeitsgrades eine Antwort darauf zu finden und stelle fest: das ist gar nicht so einfach.
Die Situation im Moment mit den leider eskalierenden Demonstrationen ist die eine Sache, eine andere die Einstellung zu Rassismus. Woher kommt er und wohin kann er führen.
Ich finde das eigentlich Erschreckende ist, dass es diesen einen Auslöser, wie jetzt, gibt für eine Tatsache, die uns die ganze Zeit begleitet. Dinge, die tagtäglich geschehen und in der Menschheitsgeschichte immer schon geschehen sind. Warum ist dieser eine Übergriff schlimmer als all die anderen Ungerechtigkeiten, Übergriffe und Diffamierungen, die überall auf der Welt täglich als rassistisch einzustufen sind und mit genau diesem Hintergrund passieren?
Wir sind auf einmal betroffen und solidarisch…mit allem oder dem einen Opfer. Sind wir uns bewusst, dass schwarze Bildschirmfotos und Demonstrationen, die wahrscheinlich genau den Menschen, gegen die sie sich richten eine Bühne geben, nichts wirklich verändern werden?
Es ist einfach das eigene Handeln auf ein abstraktes „wenn..dann“ zu verlegen und mit einer recht unaufwenidgen Handlung seine Solidarität zu erklären. Unangenehm wird es dann, wenn echtes Handeln gefordert ist – aufstehen, wenn Grenzen überschritten werden, sich verweigern, wenn Falsches eingefordert wird, Rückgrat zeigen, auch wenn es um das eigene Leben geht.
Ich habe versucht die Frage meiner Tochter zu beantworten und bin auf 1000 Folgefragen gestossen und auf eine Künstlerin und einen Historiker, die mir den Ansatz zu Antworten geliefert haben.
Wenn Ihr auch Antworten sucht, oder einen roten Faden in Ereignissen, dann kann ich Euch die Bücher nur ans Herz legen.
Es ist immer das Gestern was unser Heute geformt hat, aber es gibt den Hauch einer Chance, dass Menschen aus (Fehl)Verhalten lernen . Und Fragen sind ein guter Anfang, mein Schatz!


