Es gibt so viele Sprichwörter mit Haaren – das ist bestimmt noch niemanden so aufgefallen, oder?! „Ein Haar in der Suppe finden. Etwas an den Haaren herbeiziehen. Jemandem die Haare vom Kopf fressen. Kein gutes Haar an etwas lassen. Mit Haut und Haar. Sich die Haare raufen.“
Wie immer habe ich natürlich ein bisschen recherchiert, um die Rolle des Haars in Sprichwörtern näher zu beleuchten und zeitgemäss (!) wurde ich natürlich sofort mit Hinweisen auf den sexistischen Hintergrund torpediert. Ach, das hat jetzt schon so einen sexistischen Klang – gut so!
Natürlich finden sich die Wurzeln vieler Sprüche im Mittelalter – damals als die Welt auch nicht in Ordnung war, aber es noch so richtig sexistisch zuging. Das Haar an sich stand für Männlichkeit und damit für Stärke und Couragiertheit (natürlich nur einer von vielen Ansätzen) und es befand sich da noch auf der männlichen Zunge – interessant.
Noch interessanter finde ich aber den Hinweis darauf, dass der Spruch der Haare, die sich inzwischen zumeist auf weiblichen Zähnen befinden, doch sehr sexistisch wäre und mit Bedacht zu benutzen sein – oder am besten gar nicht. Obwohl es folgerichtig doch nun Ausdruck weiblicher Stärke sein müsste?!
Ich lese also weiter und muss feststellen, dass die Enthaarung an sich schon wieder so eine Entweiblichung ist und inzwischen tun mir fast die Männer leid, an denen kein (gutes) Haar in punkto Sprichwortbedeutung gelassen wird und was tut ein enthaarter Mann?
Die Frau wird mehr oder weniger von den Medien und der (zumeist männlichen) gesellschaftlichen Erwartung „gezungen“ haarlos und glatt zu sein. So ein Mist. Was machen wir jetzt mit den ganzen schönen Haarsprüchen und dem Hinterfragen, ob sie politisch korrekt sind, oder nicht?
Und das Haupthaar ist übrigens nicht gemeint, wenn eine Frau gesellschaftlich zu Haarlosigkeit verdonnert wird – auf dem Kopf sollen sich möglichst viele und schöne Haare tummeln. Man(n) merkt – das ist alles sehr verworren und ich möchte betonen, dass mein Hairgate keine Statement im eigentlichen Sinne ist und auch nichts zu Weiblich- oder Männlichkeit aussagen soll.
Ich wollte das Haarerasieren ausprobieren und habe es getan – Punkt!