Wenn Dinge nicht klappen, kann man aufgeben oder versuchen sie zu bezwingen. Das ist natürlich Quatsch – es gibt ganz viele Möglichkeiten wie man damit umgehen kann – aber das sind meine zwei Alternativen. Schwarz-weiss.

Einige denken jetzt „sie sollte es besser wissen – besonders in ihrem Alter“. Ach ja? Sollte ich? Weil Alter Weisheit, Milde und Güte mit sich bringt? Einfach so – quasi als Wiedergutmachung für die Falten und das unaufhaltsam näher kommende Ende des Lebens?
Na das wäre ja das erste Mal, dass wir etwas geschenkt bekommen und natürlich ist es auch nicht so. Warum sonst gäbe es viele verbitterte und larmoyante alte Menschen? Sind die vergessen worden beim Altersbeschenktwerden?
Ich glaube, dass wir uns Alles erarbeiten müssen – Alles er-leben! Und selbst dann ist es nicht garantiert dass wir die ultimative Lehre daraus ziehen und unseren Charakter zum guten glattschmirgeln.

Apropos glatt – ist das erstrebenswert? Glatt sein – ohne Ecken, Kanten, Fehler und Defizite? Ich hätte das sehr lange mit einem klaren ja beantwortet – denn so bin ich erzogen worden und so funktioniert aus meiner Sicht die Gesellschaft am reibungslosesten. Aber ständig bin ich angeeckt und war das Gegenteil von glatt und somit ein klarer Fehler.

Aber ich schweife ab – es geht darum Herausforderungen anzunehmen. Um das wie und warum. Gehe ich nur bis zu einem gewissen Punkt oder bin ich bereit an meine Grenzen zu gehen. Tue ich es aus Eitelkeit oder Achtsamkeit, weil ich mich messen will oder etwas erreichen. Halte ich ein Versagen aus ohne daraus ein „ich bin ein guter Verlierer“ machen zu müssen oder kann ich gewinnen ohne zu denken „Zufall“. Bin ich eine Enttäuschung wenn ich nicht alles gebe und wenn ja – für wen am meisten? Und habe ich tatsächlich nicht Alles gegeben oder geht einfach nicht mehr?

Oh nein, das ist wahrlich kein trauriger Depressionsbeitrag – ganz im Gegenteil. Das ist ein Zeichen dafür dass 50+ noch so unwahrscheinlich viele Fragen, Möglichkeiten, Zweifel und Meilensteine bereit hält – noch so unendlich viel Leben.

Es bestätigt mich in meiner ursprünglichen Intention für diesen Blog und seinen – zugegeben Maßen leicht merkwürdigen Namen – in Bewegung bleiben, Freiheiten nutzen und leben ( ob in Gummistiefeln, Jesus Latschen High Heels).

Sie werden weiterhin weh tun – die Verletzungen, die wir uns zuziehen. Dafür werden wir die Momente, in denen wir glücklich sind vielleicht sogar noch ein bisschen intensiver wahrnehmen – weil wir wissen wie kostbar sie sind. Wir werden weiterhin Dinge nicht verstehen, an ihnen zweifeln und an uns, aber wir werden es weiter versuchen oder besser: einfach machen. Denn eins ist uns klar. DAS ist Leben und das ist endlich. Es nicht versucht zu haben kann später kommen, aber nicht zu unseren Lebzeiten.
